Betr.: Grenzschließung. An: Josephine Ortleb, MdB
Anlass waren die Grenzschließungen per Verordnung durch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (09/2024). Das hat mich traurig gemacht. Und sauer. Daher schrieb ich meiner Abgeordneten im Bundestag.
Sehr geehrte Frau Josephine Ortleb,
genauso wie ich sind auch Sie Saarbrückerin. Sicherlich sind Sie im Rahmen Ihres Mandats viel in Berlin, aber können auch das Saarbrücker Alltagsleben aus erster Hand.
Zu diesem Alltagsleben gehören seit ich denken kann auch offene Grenzen. Insbesondere die nach Frankreich, mit 13 Grenzübergängen auf dem Saarbrücker Stadtgebiet, aber in einem saarländischen Gesamtkontext zählt dazu natürlich auch die Grenze zu Luxemburg (und auch die zur Pfalz ;-) ). Das ist für mich vollkommen normal für den besseren Käse zum Auchan oder Cora nach Forbach zu fahren oder mit meinem Saarbrücker Bibliotheksausweis in Sarreguemines in die Bücherei zu gehen. Saarbrücken lebt von der deutsch-französischen Freundschaft, und diese lebt von offenen Grenzen. Ich bin Ärztin [...] und viele meiner ärztlichen oder pflegerischen Kollegen (nun gut, ich korrigiere: einige der Kollegen, ein nennenswerter Anteil) leben als deutsche oder "Saarfranzosen" in Frankreich und pendeln von dort täglich zur Arbeit im Krankenhaus in Deutschland. Ich kann mir nicht ausmalen, was in einem Gesundheitssystem mit Personalmangel passiert, wenn Mitarbeiter für den täglichen Weg zur Arbeit plötzlich an allen Grenzübergangen aufgehalten werden sollten.
Ja, das ist aktuell vor Ort nicht der Fall. Konkret wird nur an der goldenen Bremen kontrolliert. Aber: Die Anordnung Ihrer Parteigenossin Fässer hätte bei konsequenter Umsetzung genau das zur Folge. Und das können wir doch nicht wollen?
Zumindest ich will das nicht. Im kleinen heißen geschlossenen Grenzen, dass die Menschen in Perlen nicht mehr in Schengen (!) günstig tanken und Kaffe/Zigaretten kaufen können. Na gut, dann wird das Leben eben teuerer.
Aber Sie und ich wissen als Saaländerinnen, dass es bei offenen Grenzen um mehr als das geht. Es geht um die Offenheit für unsere Nachbarn, um ein Miteinander, um ein europäisches Heimatgefühl und um die Erfahrung wie aus Freunden Freunde werden. Wollen wir all das, das ist ganz deutsch-französische und gesamt-europäische Selbstverständnis aufgeben für so ein kleines bisschen Symbolpolitik?
(Denn seien wir ehrlich, er an Deutschlands Grenzen als nicht-deutsche Person von der Polizeit angehalten wird, hat bei Erwähnung bzw. Vorbringen eines Asylgesuchs entsprechend Europa- und Völkerrecht Anspruch auf Prüfung des Antrags. Und darf nicht zurück gewiesen werden.)
Frau Ortleb, bitte handeln Sie im Sinne ihrer Saarbrücker Wähler, der vielen Grenzgänger:innen. Sprechen Sie mit Frau Faeser. Setzen Sie sich ein für grenzenlosen Zusammenhalt, für Deutschlands offene Grenzen.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Sophia
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